Géraldine Ehrenberg ist Sportlehrerin und medizinische Trainingstherapeutin

 

Du arbeitest als Sportlehrerin und bist auch medizinische Trainingstherapeutin. Wie kann man sich die Arbeit einer medizinischen Trainingstherapeutin vorstellen?

Die medizinische Trainingstherapie ist ein ganzheitlicher Ansatz, wobei es darum geht, nach einer Verletzung alle Strukturen des Körpers zu stärken.

Die Arbeit als medizinische Trainingstherapeutin ist ähnlich der eines Physiotherapeuten. Der Physiotherapeut konzentriert sich vorwiegend auf die Struktur des Körpers, welche verletzt ist. Oft wird während der Physiotherapie nicht der ganze Körper betrachtet, dies vorwiegend aus Zeitgründen. Während der 25 Minuten beim Physiotherapeuten fehlt schlicht und einfach die Zeit, ganzheitlich zu arbeiten.

Nach einer Verletzung geht man in der Regel zuerst zum Physiotherapeuten und macht dort einen Aufbau. Nach der abgeschlossenen Physiotherapie kommt dann die medizinische Trainingstherapie zum Zuge. Hierbei wird der ganze Körper auf den Alltag oder die Rückkehr zum Sport vorbereitet.

Machen vorwiegend Personen mit einer langwierigen Vorgeschichte oder immer wiederkehrenden Verletzungen eine medizinische Trainingstherapie?

Ja, das ist schon so. Ich habe in Zürich im medizinischen Rückencenter gearbeitet, dort hatten wir vorwiegend Patient:innen, welche seit Jahren unter starken Rückenschmerzen gelitten haben und einfach keinen Ausweg mehr gesehen haben. Mit diesen Leuten stand der Aufbau und die Ansteuerung des Beckenbodens, und die Stabilisation der Rumpfmuskulatur im Vordergrund, bevor wir dann ins Krafttraining eingestiegen sind. Dabei haben wir den Fokus vor allem auf die feinen Muskeln und die Zusammenarbeit der Muskeln gelegt. Das war die Basis für alle weiteren Trainings, welche dann folgten.

Ist dies dann eher ein langer Prozess?

Ja, was ich aus diesen Begegnungen mitnehmen konnte, ist vor allem, dass es sehr wichtig ist, die Körperwahrnehmung zu schulen, da wir im Alltag so sehr in unseren automatisierten Bewegungen befangen sind. Es ist sehr wichtig, dass wir lernen, den Körper wieder ganz klar und bewusst wahrzunehmen, dies beinhaltet auch zu beobachten, wie man gerade sitzt und wie man gerade atmet. Ich merke dies auch selber bei mir, diese Wahrnehmung muss man ganz bewusst in den Alltag integrieren und das geht so schnell und so oft vergessen.

Was hat dich dazu bewegt, die Ausbildung zur Bewegungstherapeutin zu absolvieren? Warst du selber von einer Verletzung betroffen?

Glücklicherweise nicht. Bewegung und Sport haben mich von Kindsbeinen an begleitet, ich bewege mich sehr gerne und bin sehr gerne in der Natur unterwegs. Ich wollte immer schon verstehen, was man bei Verletzungen machen kann, damit man sich schnell wieder besser fühlt. Das Interesse am Mensch, der Bewegung und an einem ganzheitlichen Ansatz war bei mir schon immer da.

Welche Rolle nimmt Bewegung und Sport in deinem Leben ein?

Mein Alltag besteht aus Bewegung und Sport, aber gleichzeitig nimmt auch die Regeneration und das Bewusstsein für mich und meinen Körper eine zentrale Rolle ein.

Früher habe ich sehr viel Sport gemacht, ich war aktiv im Ballett und Skirennsport unterwegs und war mindestens 5 Tage in der Woche am Trainieren. Mein Leben hat sich damals nur um den aktiven Sport gedreht. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass es noch ganz viele andere Aspekte gibt, die sehr wichtig sind.

Sport ist sehr gesund, enthält aber auch ein Suchtpotential. Daher kann der Sport schnell auch ein ungesundes Ausmass annehmen, welches überhaupt nicht mehr gut für den Körper und die Gesundheit ist. Einen bewussten Umgang mit sich und seinem Umfeld schätze ich als sehr zentral im Leben eines jeden Menschen ein.

Zu 50% Bewegung gehört 50% Regeneration, ich glaube da sind wir alle oft zu sehr im Macher-Modus.

Du hast die Regeneration bereits etwas angetönt, wie wichtig ist sie nach sportlicher Betätigung?

Die Regeneration ist in der heutigen Zeit ein sehr wichtiger Aspekt. Im Alltag sind wir oft auf Achse und darauf konditioniert, erst dann zufrieden zu sein, wenn wir eine Leistung vollbracht haben. Regeneration, Ruhe und sich bewusst mit sich selber auseinander zu setzen hat oft zu wenig Platz im Alltag.

Zu 50% Bewegung gehört 50% Regeneration, ich glaube, da sind wir alle oft zu sehr im Macher-Modus.

Willst du damit sagen, dass die Regeneration nicht nur nach dem Sport wichtig ist, sondern generell mehr in den Alltag integriert werden sollte?

Ja, Sport kann nach einem stressigen Alltag auch eine Art Ventil sein, aber es ist wichtig, dass man nicht nur den Sport als Ventil braucht, sondern sich auch mal ganz bewusst in die Ruhe begibt.

Nebst der körperlichen Entspannung (Dehnen, Yoga) ist auch die mentale Entspannung sehr wichtig und trägt zur Regeneration bei.

Unterscheidet man risikoreichere und risikoärmere Sportarten in Bezug auf die Verletzungsgefahr?

Ja, ganz klar. Es gibt Sportarten, bei denen per se mehr Kräfte auf den Körper einwirken, dadurch ist die Verletzungsgefahr dort grösser. Ich denke hier beispielsweise ans Skifahren. Viele Leute unterschätzten die Belastungen und Kräfte, die dabei auf den Körper, vor allem den Kniebereich, einwirken.

Auch Kontaktsportarten gehören für mich zu den risikoreicheren Sportarten, da man hier mit der Fremdeinwirkung einen möglichen Verletzungsfaktor hat, den man nicht kontrollieren kann

Oft vergisst man während des Sports auch, in welchem körperlichen Zustand man sich gerade befindet, dies hat dann einen Einfluss auf das Verletzungsrisiko. Damit meine ich, dass man oft ausblendet, wie der eigene Fitnesszustand ist und wie man sich gerade im Moment fühlt. Es gibt Tage, an denen man sich müde fühlt, an anderen Tagen hingegen ist man energiegeladen und hat das Gefühl, man könne Bäume ausreissen. Diese Wahrnehmung und Einschätzung ist wichtig, damit man sich fokussiert ins Training einbringen kann. Wichtig ist hierbei auch, dass man mit den Gedanken beim Sport ist und nicht noch an die Arbeit denkt und viele andere Sachen im Kopf hat, sondern den Fokus ganz klar auf den Moment legt.

Ganz spannend ist ja auch, dass bei Frauen der Zyklus einen Einfluss auf das Verletzungsrisiko hat.

Gibt es Personengruppen, welche besonders anfällig für Sportverletzungen sind?

Ja, ich denke schon, dass untrainierte Personen anfälliger sind. Wichtig ist, dass man die Intensität und den Umfang des Trainings auf den momentanen Trainingszustand anpasst und langsam steigert.

Auch Übergewicht birgt ein höheres Verletzungsrisiko, da per se mehr Kräfte auf die Gelenke wirken.

Ältere Personen sind ebenfalls anfälliger für Sportverletzungen, da mit steigendem Alter die Strukturen des Körpers schwächer werden, der Körper oft nicht mehr so flexibel und beweglich ist und die Kräfte nicht mehr so gut absorbieren kann wie ein junger Körper.

Ganz spannend ist ja auch, dass bei Frauen der Zyklus einen Einfluss auf das Verletzungsrisiko hat. Hier ist man intensiv am Forschen, welchen Einfluss der weibliche Zyklus auf die Leistungsfähigkeit hat. Es gibt immer mehr Sportlerinnen im Leistungsbereich, die den Zyklus in ihren Trainingsplan integrieren. Ermüdungseinbrüche bei Frauen können einen Zusammenhang mit dem Zyklusstand haben.

Welches sind die häufigsten Sportverletzungen?

Dies kann man nicht pauschal sagen. Es gibt aber Stellen in unserem Körper, die anfälliger für Verletzungen sind. Zum Beispiel hat die Schulter eine klein ausgebildete Gelenkspfanne und wird mehrheitlich durch Muskeln, Bänder und Sehnen stabilisiert. Dadurch ist ein maximaler Bewegungsumfang möglich, aber durch den komplexen Aufbau und die grosse Bewegungsfreiheit ist sie auch verletzungsanfälliger. Auch das Knie ist eine dieser Stellen, hier sind es aber oft Dysbalancen, welche die Verletzungsgefahr erhöhen. Beispielsweise wenn die Hamstrings (hintere Oberschenkelmuskeln) durch das zu viele Sitzen im Job verkürzt sind, die Gesässmuskeln und die Oberschenkelmuskeln zu wenig stark sind, können vermehrt Verletzungen auftreten.

Wie entstehen die meisten Sportverletzungen? Passieren sie oft durch Unachtsamkeit (Stürze, Misstritte) oder eher durch eine Überbeanspruchung der Sehnen und Bänder? Spielt hier auch die Ausrüstung eine Rolle?

Ich habe das Gefühl, dass die Ursache oft eine Überbeanspruchung ist. Man gönnt sich häufig zu wenig Regenerationszeit, trainiert zu viel ohne Pausen oder die Sportart/Intensität ist nicht entsprechend dem aktuellen Fitnesszustand gewählt, weshalb der Körper für die einwirkenden Kräfte nicht bereit ist.

Natürlich kann auch immer eine Unachtsamkeit eine Verletzung auslösen. Oft passieren solche Verletzungen, wenn man nicht ganz fokussiert, sondern mit den Gedanken noch irgendwo sonst ist.

Das Material hat sicher auch einen Einfluss. Beim Joggen beispielsweise wird den Schuhen oft zu wenig Beachtung geschenkt. Viele Leute gehen mit Schuhen joggen, die sie schon seit 10 Jahren haben. Die Joggingschuhe sollte man regelmässig wechseln, da die Dämpfung und Stabilität sonst nicht mehr richtig gewährleistet ist.

Was sollte man unbedingt beachten, um Verletzungen während des Sports zu vermeiden?

Vor dem Sport sollte man jeweils in den Körper hineinhorchen und sich einige Sachen bewusst machen:

  • Wie fühle ich mich gerade?
  • Wie ist mein momentaner Fitnesszustand?
  • Was ist mein Ziel?
  • Wie wärme ich mich auf? Wie stimme ich mich ein?
  • Was kommt im Training auf mich zu? Wo kann ich Vollgas geben und wo muss ich aufpassen?
  • Was mache ich nach dem Training zur Regeneration?

Allgemein ist es wichtig, dass man sich vielseitig sportlich betätigt und eine gute Balance zwischen Ausdauer, Kraft / Koordination und Entspannung / Regeneration findet.

Falls es nun doch zu einer Verletzung kommt, was für Tipps hast du um diese möglichst rasch auszuheilen?

Dies ist eine recht schwierige Frage.
Man spricht immer von der PECH-Formel: Pause, Eis, Compression, Hochlagern. Hier gilt es aber auch zu spüren, was der Körper gerade braucht. Man kann nicht pauschal sagen, dass Kälte immer das richtige Mittel ist. Im Verlauf des Heilungsprozesses kann durchaus auch Wärme angezeigt sein. Allgemein sollte man nicht all zulange ruhen, sondern wieder langsam in die Bewegung kommen. Damit wird die Durchblutung angeregt und der Heilungsprozess gefördert. Wichtig hierbei ist, dass man langsam in die Bewegung kommt und nicht zu stark in den Schmerz reingeht.

Eine gute Unterstützung ist immer ein Arzt oder ein Physiotherapeut und in einem weiteren Schritt eine medizinische Trainingstherapie.

Ich persönlich bin ein grosser Fan vom Arnica plus Spray, diesen nehme ich bei jeder Verletzung ein und habe damit super Erfahrungen gemacht. Diesen Spray habe ich immer mit dabei, damit ich bei einer Verletzung sofort darauf zurückgreifen kann.

Bei einer Verletzung ist der mentale und psychische Bereich auch ein wichtiger Aspekt; durch positive Gedanken kann man zwar keine Heilung hervorrufen, aber die Heilung unterstützen.

Oft verletzt man sich ja auch dort wo bereits eine Schwachstelle im Körper vorhanden ist.

Oft hört man, dass die betroffene Stelle nach einer Verletzung anfälliger sei auf wiederkehrende Verletzungen. Hast du dies auch schon beobachtet? Gibt es etwas, was man dagegen unternehmen kann?

Ich sehe hier schon eine Tendenz, habe mich jedoch auch schon gefragt, ob die Stelle anfälliger aufgrund der Verletzung ist oder ob die Stelle zum Beispiel aufgrund einer Dysbalance grundsätzlich geschwächt ist. Oft verletzt man sich ja auch dort, wo bereits eine Schwachstelle im Körper vorhanden ist.

Daher ist es wichtig, dass man sich der Schwachstellen des Körpers bewusst ist und diese gezielt mit Kraftübungen, Dehnen und koordinativen Übungen stärkt und unterstützt.

Eine gute Balance zwischen den Gegensätzen (aktiv-passiv, Körper-Geist, Kraft-Dehnen, Training-Regeneration) wurde für mich in den letzten Jahren zentral und damit eine ganzheitliche Betrachtung seiner selbst. Dazu gehört auch eine bewusste Wahrnehmung der Köperhaltung und der mentalen Verfassung. Dies kann man im Alltag immer wieder einbauen. Wir sitzen so oft und warten irgendwo, dies sind immer Gelegenheiten wahrzunehmen, wie man gerade sitzt, atmet und fühlt.

Daher ist es wichtig, dass man sich den Schwachstellen des Körpers bewusst ist und diese gezielt mit Kraftübungen, Dehnen und koordinativen Übungen stärkt und unterstützt.

Möchtest du unseren Lesern abschliessend noch etwas mit auf den Weg geben?

Dass man sich selbst ganzheitlich betrachtet und ein Bewusstsein für den eigenen Körper und Geist entwickelt.

 

Vielen Dank für das tolle Gespräch und die wertvollen Tipps von dir. Somit steht einem Sommer voller Aktivitäten nichts mehr im Wege.

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