Unsere Interviewpartnerin Michelle Krügel ist Inhaberin der «üsi Drogerie» in Münsingen, Tierheilpraktikerin, Spagyrikerin, Aromatherapeutin, Ehefrau und Mami von drei Kindern.

Michelle, du hast drei Kinder, einen Job mit viel Verantwortung, bist sehr engagiert und trotzdem scheint es, als hättest du jederzeit alles fest im Griff. Somit eignest du dich perfekt als Interviewpartnerin für dieses Thema.
Wie würdest du Mental Load beschreiben?

Das Thema ist weit verbreitet und wird individuell wahrgenommen. Wenn das Referieren vor zehn Personen für mich leicht ist, kann dies für jemand anderen etwas sehr Schwieriges und Belastendes sein. Das macht das Thema für Aussenstehende schwer greifbar. Das Drogeriepersonal ist in diesem Bereich geschult, individuell auf die Kundschaft einzugehen und ihre Anliegen ganzheitlich zu erkennen.
Mental Load kann man sich wie ein Puzzle vorstellen, das sich aus verschiedenen Teilen zusammensetzt: zum Beispiel die tägliche Planung, das Überwachen von verschiedenen Bedürfnissen, überall immer auf dem neusten Stand sein zu sollen, an alle Geburtstage zu denken und viele kleine Entscheidungen, die täglich gefällt werden müssen, etc.

“Mental Load kann man sich wie ein Puzzle vorstellen, das sich aus verschiedenen Teilen zusammensetzt.”

Wie merkt man, dass man unter Mental Overload leidet?
Das kann sich sehr vielschichtig zeigen. Auf körperlicher Ebene können sich Symptome wie Erschöpfungszustände, ein schlechtes Immunsystem, plötzlich auftretende Hauterkrankungen, Verdauungsstörungen, Anspannungen wie Nackenschmerzen oder Schlafstörungen zeigen. Mentale Symptome können sein: Depression & Traurigkeit, Unverständnis, Einsamkeit, sich nicht wertgeschätzt oder unverstanden fühlen. Die Leute denken die Dinge oft nicht zu Ende. Im Gehirn sind gleichzeitig viele verschiedene Schubladen geöffnet, die eigentlich geschlossen werden wollen.

Was ist der Unterschied zwischen Mental Load und Burn-out?
Mental Load über längere Zeit kann zu einem Burn-out führen. Es ist ein Vorreiter des Burn-outs. Burn-out zeigt sich durch die komplette Antriebslosigkeit und dass man an absolut nichts mehr Freude hat. Ein Burn-out wird vom Arzt diagnostiziert, der Begriff Mental Load wird meist nicht ausgesprochen.

Wer ist von Mental Load betroffen?
Oft sind Menschen betroffen, die viele «unsichtbare» Arbeiten leisten. Dies trifft man häufig im Care-Bereich an. Eine Schwierigkeit ist, dass oft nicht klar definiert ist, wer für welche Aufgabe zuständig ist und die Grenzen ineinander fliessen.

Welche konkreten Tipps kannst du Betroffenen mit auf den Weg geben?
Im Gespräch probiere ich herauszufinden, ob die Person bereit ist, selbst etwas an der Situation zu verändern. Oft ist ein Coaching sinnvoll. Da empfehle ich, einen Termin bei einer Therapeutin/ einem Therapeuten zu vereinbaren. Nebst einer individuellen spagyrischen Mischung empfehle ich ein Vitalstoffpräparat. Gestresste Menschen finden oft nicht die Zeit, sich etwas Gutes zu kochen, obwohl genau dann der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen erhöht ist. Mit einem warmen Porridge am Morgen würden sich viele Personen mit wenig Aufwand etwas Gutes tun. Als Snacks eignen sich salzige Knabbereien, da diese auf den Körper erdend wirken.
Im Alltag empfehle ich:

  1. Selbstreflexion: Die Person soll aufschreiben, was sie an diesem Tag alles erledigt hat. Somit werden die vielen Arbeiten sichtbar gemacht.
  2. Realistische Ziele setzen: Was möchte und kann ich abgeben?
  3. Austausch mit Partner: Vertrauen haben, dass es auch ok ist, wie es die andere Person macht.
  4. Sich hinsetzen und bewusst atmen: In Ruhe einen Tee trinken. Im Alltag kleine Inseln der Entschleunigung schaffen.
  5. An die frische Luft gehen: Wenn die Kinder streiten, alles liegen lassen und nach draussen gehen.

Was sind Tipps, dass es gar nicht so weit kommt?
Es lohnt sich, regelmässig über die Verteilung von Aufgaben zu sprechen. Sind diese gleich und gerecht verteilt? Geht es allen gut dabei? Sobald man erste Anzeichen spürt, dass man in ein Mental Load hineingeraten könnte, ist man für das Thema sensibilisiert und muss aufmerksam bleiben. Während kurzer Zeit kommen wir alle immer in solche Situationen und das ist auch kein Problem. Wichtig ist, dass die Situation nicht über längere Zeit anhält.

“Es lohnt sich, regelmässig über die Verteilung von Aufgaben zu sprechen, dass es gar nicht zu einem Mental-Load-Syndrom kommt.”

Welche Heilpflanzen passen zu diesem Thema?
– Muskatellersalbei (Salvia sclarea)
: Dies ist DIE Pflanze, um Hilfestellung zu geben, ohne in eine Abhängigkeit zu kommen. Man ist empathisch und hilfsbereit, ohne sich darin zu verlieren und kann die eigenen Grenzen akzeptieren.
– Gemeiner Beifuss (Artemisia vulgaris): Für Menschen, die sich      dauernd verzetteln und viele Dinge gleichzeitig beginnen. Stärkt die Verdauungsorgane.
Bärlapp (Lycopodium): zum Bearbeiten von Druckthematiken
– Taigawurzel (Eleutherococcus): zur Stärkung. Die Pflanze selbst ist extrem widerstandsfähig, stark verwurzelt und trotzt allen Widrigkeiten.
Passionsblume (Passiflora incarnata): wirkt taktgebend

Dies sind einige Beispiele aus einer grossen Auswahl. Wichtig ist, dass die betroffene Person individuell befragt wird und so eine passende Mischung zusammengestellt werden kann.

Herzlichen Dank an Michelle Krügel, für das spannende und aufschlussreiche Gespräch. Das ganze Interview kann auch als Podcast auf Spotify gehört werden.

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