Am Morgen erholt und ausgeruht aufstehen und voller Energie in den Tag starten. Für manche von uns ist dies leider ein Traum und die Realität sieht ganz anders aus.
Dieses Thema wird zusammen mit Manfred Meier besprochen und dabei entdecken wir, wie uns die Natur zu einem erholsamen Schlaf verhelfen kann.
Manfred ist dipl. Drogist HF, Aromatherapeut, Spagyriker, Homöopath, Buchautor und Inhaber der Natura Drogerien in Küttigen und Suhr.
Unsere Podcast-Interviewleiterin wurde beauftragt, zu dem Interview drei Pflanzen mitzubringen. Die erste Pflanze ist der Kaffeestrauch.
Was steckt dahinter? Sollen wir einen Tipp bekommen, wie wir guten Kaffee machen können, um den Tag nach einer unruhigen Nacht besser zu überstehen?
Auch das wäre eine gute Idee, allerdings sind wir Drogisten und Spagyriker und keine ausgebildeten Baristas. Bei uns geht es vielmehr darum, dass der Kaffee in der Spagyrik eingesetzt wird, wenn man schlecht schlafen kann. Besonders Menschen, die Schwierigkeiten beim Einschlafen haben und abends ihr Denken nicht abschalten können, finden im Kaffeestrauch eine passende Unterstützung.
Besonders auffällig an der Pflanze sind die roten Früchte, in denen sich zwei Kerne verstecken – die uns bekannten Kaffeebohnen. Frische Kaffeebohnen sind je nach Reifegrad hellbeige bis fast weiss und sehen ganz anders aus als die gerösteten, braunen Bohnen, die wir für die Kaffeemaschine kaufen. Zur Herstellung der spagyrischen Essenz Coffea (Kaffee) verwenden wir die ungerösteten Bohnen.
Bei welchen speziellen Schlafbeschwerden greifst du zu Coffea?
Besonders bei Menschen, die abends nicht abschalten können, etwas, womit viele zu kämpfen haben. Diese Personen haben oft viel erlebt, sowohl Positives als auch Negatives. Obwohl sie müde sind und manchmal vor dem Fernseher einschlafen, können sie im Bett nicht abschalten. Auch Kinder, die viele Eindrücke verarbeiten müssen, kennen dieses Problem. Genau hier kommt Coffea zum Einsatz.
Die Menschen fühlen sich genauso, als hätten sie am Abend einen Kaffee zu viel getrunken. Das Koffein im Kaffee wirkt anregend, doch in der Spagyrik oder auch in der Homöopathie ist bekannt, dass solche Stoffe in sehr geringer Dosierung oft gegenteilig wirken und eher beruhigend und ausgleichend sein können.
Ist die Annahme korrekt, dass nahezu jede Person ab und zu schlecht schläft? Gibt es eine Faustregel, die besagt, ab wann man von Schlafbeschwerden sprechen kann und wann nicht?
Medizinisch betrachtet spricht man von Schlafproblemen, wenn man drei bis fünf Mal pro Monat schlecht schläft. Liegt die Häufigkeit innerhalb dieses Rahmens, gilt dies als normal und man hat keine Schlafstörungen. Wenn es jedoch häufiger vorkommt, kann das ein Problem darstellen oder zu einem Problem werden. Besonders, wenn man viele Nächte hintereinander schlecht schläft und mehrere Nächte keinen erholsamen Schlaf findet, kann dies unter Umständen krankhaft sein. Gelegentlich schlecht zu schlafen, etwa bei Vollmond, während der Periode oder bei starkem Stress, ist hingegen normal und unbedenklich.
Wichtig ist, dass man sich immer an sich selbst orientiert. Man kann nicht zwei Personen vergleichen. Jemand braucht vielleicht nur 6 Stunden Schlaf, während eine andere Person 8 Stunden Schlaf benötigt. Schlafbeschwerden sollte man anhand der eigenen Gewohnheiten beurteilen, denn Schlaf ist eine individuelle Angelegenheit.
Neben dem Kaffeestrauch wird auch die Passionsblume betrachtet. Die Blüten der Passionsblume sehen aus wie Kunstwerke. Auf den Kronblättern hat die Pflanze einen dichten, tiefblauen Fadenkranz, der von einem mächtigen, dreigliedrigen Stempel umrahmt wird und fünf Staubgefäße aufweist. Die Blüte kann einen Durchmesser von bis zu 8 Zentimetern haben.
In der traditionellen Naturheilkunde, besonders in unseren Breitengraden, gehört die Passionsblume zu den wichtigen Schlafpflanzen, zusammen mit Lavendel und Baldrian. Die Passionsblume wirkt sehr umfassend – sie hilft nicht nur beim Einschlafen, sondern auch beim Durchschlafen und beim Finden eines gesunden Schlafrhythmus’. Sie ist deshalb sehr vielseitig einsetzbar. Wenn ein Kunde in die Drogerie kommt und das erste Mal über Schlafprobleme spricht, ist man mit der Passionsblume immer gut beraten.
Die Passionsblume kann, ebenso wie Coffea, bei einer Art Überreizung eingesetzt werden. Es wurde erklärt, dass Kaffee bei Einschlafbeschwerden hilfreich sein kann und die Passionsblume sehr ganzheitlich wirkt. Gibt es weitere Unterschiede in der Wirkung?
Auch im Hinblick auf Überreizung und die Unfähigkeit, abzuschalten, ist die Passionsblume sehr wirksam. Im Unterschied zu Coffea wirkt die Passionsblume stark auf die Zirbeldrüse. Diese Drüse im Gehirn produziert Melatonin, das Schlafhormon, welches sich an den Aktivitäten des Tages orientiert. Wenn wir tagsüber viel Positives erleben, können wir abends oft besser schlafen, weil wir mehr Melatonin produzieren. Die Zirbeldrüse ist sehr empfindlich auf Stress. Sobald wir gestresst sind, kann sie aus dem Rhythmus fallen. Bei der Passionsblume spricht man gerne davon, dass die Pflanze dem Körper hilft, seinen eigenen Rhythmus und seinen eigenen Ton wieder zu hören oder zu erkennen. Dadurch wird ein ausgeglichenerer Schlaf gefördert.
Auch braucht man die Passionsblumen für Personen, die sehr unruhig schlafen, die sich hin und her wälzen, die im Schlaf nicht optimal atmen und am Morgen unausgeschlafen aufstehen. Dieses sind typische Einsatzgebiete für die Passionsblume.
Die dritte Pflanze, über die wir uns nun unterhalten, ist der Hopfen. Wie wirkt der Hopfen? Wann wird er eingesetzt?
Der Hopfen enthält viele Bitterstoffe und hilft bei Schlafbeschwerden.
Gewisse Personen denken beim Hopfen direkt an ein Bier. Ein Bier hat aufgrund des Alkoholgehaltes eine mässig schlaffördernde Wirkung, denn Alkohol kann den Schlaf hemmen und kontraproduktiv sein. Hopfen wird besonders bei Durchschlafproblemen eingesetzt. Als Bitterstoffpflanze wirkt die Pflanze auf die Leber. Viele Personen können nicht gut einschlafen oder durchschlafen, wenn sie zu spät gegessen oder Alkohol konsumiert haben. Dies führt oft dazu, dass man zwischen 00:00 und 02:00 Uhr erwacht, was als typische Leberzeit bekannt ist. In einer spagyrischer Essenz ist der Hopfen übrigens nicht bitter, sodass auch Personen, die Bitterstoffe nicht mögen, ihn gut verwenden können.
Wie kann die Natur sonst noch einen erholsamen Schlaf unterstützen?
Es können weitere Heilpflanzen wie Baldrian eingesetzt werden. Und Natur ist auch das, was wir essen. Es ist sinnvoll, darüber nachzudenken, wann und was man isst. Das ist etwas, womit sich viele Menschen zu wenig beschäftigen. Am Abend ist ein leichtes Gericht, zum Beispiel gekochtes Gemüse oder etwas Reis, sinnvoller als schwere, fettige Mahlzeiten wie Wurst und Pommes. Ein leichtes Abendessen führt zu einem besseren Schlaf.
Gibt es weitere generelle Tipps, um einen gesunden Schlaf zu fördern?
- Gute Schlafhygiene: Schlafhygiene umfasst alles, was den Schlaf positiv beeinflusst, wie beispielsweise Ernährung und Genussmittel am Abend wie oben ausgeführt.
Es kann hilfreich sein, sich vor dem Schlafen etwas Schönem zu widmen. Besonders wenn man Kinder hat, die nicht gut schlafen, kann es hilfreich sein, abends eine schöne Zeichnung zu machen oder positive Gedanken in ein Tagebuch zu notieren. Wichtig dabei ist, sich auf die schönen und positiven Momente der Vergangenheit zu konzentrieren, also auf das, was man erlebt hat, anstatt in die Zukunft zu denken. So geht man mit schönen Gedanken ins Bett und schläft besser, ruhiger und tiefer. - Rhythmus: Ein regelmäßiger Schlafrhythmus ist sehr wichtig. Wir Menschen sind rhythmisch gesteuert, daher ist es förderlich, zu ähnlichen Zeiten ins Bett zu gehen und aufzustehen. Unser Körper, insbesondere die Zirbeldrüse, gewöhnt sich daran und weiß, wann sie aktiv sein muss. Ebenso wie unser Verdauungssystem besser funktioniert, wenn wir regelmäßig essen, profitieren wir auch von einem gleichmäßigen Schlafrhythmus.
- Wochenend-Routine: Es ist auch wichtig, am Wochenende zu ähnlichen Zeiten ins Bett zu gehen wie unter der Woche. Natürlich kann es vorkommen, dass man später ins Bett geht, wenn man ausgeht oder eingeladen ist, und das ist in Ordnung. Ein gewisser Rhythmus wäre jedoch optimal.
- Gelassenheit im Umgang mit Schlafproblemen: Es ist wichtig, im Umgang mit Schlafproblemen gelassen zu bleiben. Sich nicht aufzuregen, wenn man einmal nicht gut schlafen kann. Stattdessen aufstehen, ein Glas Wasser trinken, positive Gedanken fassen, Atemübungen machen und tief durchatmen. Aufregung verschlechtert das Einschlafen nur. Negatives Konsumieren wie Social Media oder Nachrichten, sollte vermieden werden. Stattdessen lieber ein gutes Buch lesen, das zur Entspannung beiträgt.
Vielen Dank an Manfred Meier für das tolle Gespräch und die spannenden Inputs. Wir hoffen, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, einiges mitnehmen konnten, damit erholsame Nächte keinen Traum mehr bleiben.